Pimp my ride

Aufgebretzelte Schubkarren mit Licht

Mannomann, seit Monaten läuft auf MTV die Serie „Pimp my ride“ – und jetzt, endlich, gibt es sie auf deutsch im Unterschicht-TV-Sender RTL2: „Die Autoschrauber“. Wie im Original werden dort alte Kisten angehübscht und mit massenhaft sinnlosen Aktionen so weit wie nur möglich vom ursprünglichen Serienzustand entfernt. Interessant ist dabei, dass eigentlich niemand so richtig weiß, was „pimp“ bedeutet.

Befragt man LEO ( www.leo.org , das meines Wissens u.a. umfangreichste Online-Englisch-Deutsch-Wörterbuch), erhält man als Substantiv die Übersetzung „Zuhälter“, also der persönliche Prostituiertendienstleister, der nach allgemeinem Verständnis auf seinem etwas älteren Mercedes 345er Schluffen montieren lässt, seine Miezen abkassiert und ansonsten mit keinem allzu intelligenten Gesichtsausdruck Goldkettchenbehängt durch die Gegend „cruist“.

Die alternative Bedeutung von pimp ist „kuppeln“ – nun gut, das macht ein Zuhälter auch im weitesten Sinne ;-)

Bleiben also nur noch die möglichen Übersetzungsvarianten, die man sich selbst zurecht legt:
Häufig gelesen im Web ist: „Motze meine Karre auf!“ oder, noch schöner, weil erheblich treffender für eine derart Sinnbefreite Sendung: ''eine Sache hirnverbrannt übertrieben aufdonnern''.

Gute Wahl, vor allem wenn man bedenkt, dass in der originalen Sendung ausschließlich arme Schlucker ausgewählt werden – die dann nachher an ihren gepimpten Kisten schmackige 20-Zöller nicht nur als Basschassis im Kofferraum neben den drei obligatorischen X-Boxen und den ebenso unabdingbaren TFTs vorfinden, sondern insbesondere als Leichtmetallgrundstock für eine absonderliche Bereifung. 20 Zoll – da will ich schon gar nicht mehr wissen, was auch nur EIN Reifen kostet – aber egal, Hauptsache Einzigartigkeit, damit das Ego noch etwas wächst. Gut, das gelingt mit einem solchen Gefährt sicher besser als mit einem BMW E30 in der „Ich-hab's-geschafft“-316i-Edition. Anderseits gelingt es West-Coast-Customs selbst den Nutzwert eines Pickup auf NULL zu bringen, in dem man AUF der Ladefläche die obligatorischen Spielekonsolen und UNTER der selbigen eine Tischtennisplatte – natürlich auf entsprechendes Untermaß zurechtgeschnitzt – unterbringt.

Nachdem ich versehentlich in die deutsche Fassung geschaut habe, dort sah, wie ein Mercedes „Strich 8“ in einem schreinenden Grün umlackiert, mit absolut unpassenden Felgen und einer selten dämlich überlegten Soundanlage ausstaffiert wurde, nahm ich von der Idee Abstand,

a) weiterhin diese Sendung zu betrachten und

b) jemals wieder reinzuschalten.

Gut, OK, über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten – über Sinn und Unsinn meines Erachtens schon. Und wenn das Ego tatsächlich so klein ist, dass man das nur über ein automobiles Gefährt aufmotzen kann – tja, dann bleibt anscheinend tatsächlich nur noch zu sagen:

„You're officially pimped!“ - what ever it means …

 

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