reviewed by Andi - 6. August 2005
Uschi! – Ich bin der Beste in der Stadt und Du weißt das!
Titel: "Manta Manta " Darsteller: Till Schweiger, Tina Ruland, Uwe Fellensiek
Ja gut – ein Film über DIE „Proletenschüssel“ schlechthin, voller Vorurteile und (mittlerweile) müder Witze??? Bei der Premiere war das Land im „Manta-Witze-Fieber“ und die Filmschaffenden wetteiferten mit zwei großen Projekten um die Gunst der Kinogänger. Zum zweiten Film „Manta- der Film“ sei nur soviel gesagt das man ihn definitiv NICHT sehen muss bzw. sollte (es ist weder B- noch C-Movie....und überhaupt, das Alphabet hat für dieses Machwerk zuwenig Buchstaben).
Also Manta-Manta:
Berti (Schweiger), unser
Held mit Goldkettchen, „Mantaletten“ und blonder Dauerwelle, fühlt sich von
einem Mercedes 190 2.3 –16 (WICHTIG: „Sechzehnventiler“) fahrendem Yuppi auf
infame Weise genötigt 5000,- DM in einem „Rennen“ zu riskieren. Dummerweise
ist das Geld eigentlich als Ablöse für die Wohnung gedacht, die gemeinsam mit
Freundin „Uschi“ (Ruhland), ihres Zeichens Friseuse, bezogen werden soll. Das
riecht gleich mal nach Ärger; das als Entkräftungsversuch vorgetragene Argument,
eigentlich eine Finanzierungsquelle für die noch benötigte Einbauküche erschließen
zu wollen, wird von der klugen Uschi mit den Worten:
„Aber der hat `nen Benz“ souverän zur Seite gefegt. (Ausdrücklicher Dank an
Tina Ruhland für das hier gezeigte Minenspiel und den Kameramann, der es einfing).
Im folgenden splittet sich der Handlungsstrang auf mehrere auf. Einmal Berti und sein bester Kumpel „Gerd“, die nicht nur ins Stadion wollen („Bayern putzen“), sondern auch noch den Manta für das Rennen „checken“ müssen. Die Tatsache, daß Gerd ein Auge auf die Reporterin Florentine wirft, nebenbei noch Abitur (O-Ton Berti „ Reifenzeugnis? Was is’n das für’n Quatsch?) macht und den durch kräftiges Überdrehen getöteten Motor von Bertis Geschoss ersetzen soll („Gerd – das iss’n Manta-Motor“ – KLONK – chr-chr-klöter) machen das ganze nicht einfacher.
Daneben gibt’s noch Klausi, strohblond und mit gelber Basecap geschmückt und wirklich so dumm, dass er vermutlich in Milch schwimmen würde (der geneigte Betrachter sei auf die Szenen „Duden-Einbau“; „Glastüren“ oder „Stiefelpinkeln“ hingewiesen). Klausi hat Geburtstag, bekommt „Gerchds“ blauen Manta geliehen und geht so auf „Hasenjagd“. Obwohl er kompromislos aufreißt, sehen sich seine Kumpels -insbesondere Hakan - genötigt, ihm unter die Arme zu greifen und setzen „die blonde Tankstellen-Tussi“ auf ihn an. (was Klausi nebenbei bemerkt erst recht spät „schnallt“). Klausi gibt Gas und den Charmeur alter Schule und entführt seine Angie zunächst in die Eisdiele („Vanille und Zitrone“) und dann auf wilder Flucht vor Helmut, dem Luden mitsamt Gerds Manta in einen Baggersee.
Der dritte wichtige Handlungsstreifen dreht sich um Uschi und ihre beste Freundin Sabine, die frauenärztliche Sprechstundenhilfe (ok, wir wissen nun, wenn man mit Haarfestiger einen Schwangerschafttest macht, sieht es erst mal so aus, als ob man eben nicht schwanger ist...). Nachdem sich Uschi erneut mit Berti zofft und den Bus in die Stadt verpasst, gerät sie an den Diskotheken- und Ferraribesitzer Helmut (grandios dargestellt von Uwe Fellensiek, der Jupp aus der beliebten (?) und bekannten (???) RTL-Serie „SK-Kölsch“), der sie zu einer Mißwahl in seinem Etablissement verführen will – der Zuschauer merkt die lüsterne Absicht, drück der armen Uschi sämtliche verfügbaren Daumen und hofft, dass Berti noch rechtzeitig erscheint um seine „Perle“ aus den Fängen des Wüstlings zu retten. Natürlich steht Sabine ihrer Uschi während des ganzen Abenteuers fest zur Seite.(„Drohungen muss man wahr machen, sonst verarscht man sich selber“)
Das „Finale furioso“ ist schließlich das große Rennen – das NICHT von Berti bestritten wird (der hat sich aus lauter Kummer um die vermeintlich fremdgehende Uschi mit einem bekannten Wolfenbüttler Kräuterlikör eingelassen und verloren) – wo es dann neben einem überraschen Helden auch noch die gerechte Strafe für die beiden „Schurken“, den Luden Helmut und den Yuppie Axel gibt. Als sich dann zu den Klängen von „Winds of Change“ das große Happy-End in Form dreier neuer glücklicher Paare und einem alten (noch glücklicherem) Paar einstellt, und sich die Morgensonne durch die staubige Luft des Ruhrgebietes kämpft, ist alles in schönster Ordnung und man fragt sich ernsthaft, ob nicht möglicherweise doch Rosamunde Pilcher das Drehbuch geschrieben hat ...
Nach dieser etwas „ausführlicheren Inhaltsangabe“ (O-Ton meines Lektors) nun das Fazit, die Conclusio, die eigentliche Rezension – nichtsdestotrotz ohne Anspruch auf vollständige dialektische Behandlung, weil in Anbetracht der vorhergegangenen Ausschweifungen nun doch etwas kürzer:
Der Film liefert (bei tieferer Betrachtung) einen kleinen Einblick dessen, was man so als „Probleme des kleinen Mannes“ betrachten könnte. Vordergründig bietet der Film und seine Darsteller aber jede menge Spaß – sofern man eine Antenne für diesen Humor hat.
Manta-Manta ist ein Film, den man eigentlich nur im temporären Kontext seiner Entstehung betrachten kann. Wer nicht zumindest eine Ahnung von der Zeit der Manta-Witze, schmalen Lederschlipse und den unmöglichsten Gestaltungsformen von Jeansklamotten hat, dem wird es schwerfallen, auch nur einen Sinn in der Existenz dieses Filmes zu sehen. Dem geneigten Zeitzeugen hingegen werden das eine oder andere Schlaglicht auf selbst erlebte, fast vergessene Klischees und nicht zuletzt Erinnerungen an eine Zeit geboten, die wie so vieles anderes im wirklichen Leben nicht mehr wiederkehrt. Der Film mag zwar in manchen Punkten etwas übertreiben – einen solchen Dummbeutel wie „Klausi“ hat zumindest der Verfasser dieser Zeilen nicht kennengelernt – allerdings blieben die Filmschaffenden doch nahe genug an der (empfundenen bzw. eingebildeten) Realität, um dem Zuschauer den Eindruck zu vermitteln, dass sich eine solche oder zumindest ähnliche Story in den späten 80ern nicht nur in Hagen sondern auch im Rest der Republik abgespielt haben könnte. Jedenfalls dann, wenn es dort eine „Disse“, einen Baggersee und eine „Tanke“ gegeben hat ;-)
Sicherlich gefällt dieser Film nicht jedem, der eine findet die Witze zu platt (heute lacht darüber auch niemand mehr), der zweite fühlt sich an eigene Peinlichkeiten erinnert und der dritte findet gar „so etwas“ solle man gar nicht erst verfilmen. Aber jedes Produkt hat nun einmal seine eigene Zielgruppe. Kurz: Ein Portrait einer wilden Zeit, das neben guten Darstellern vor allem davon lebt, Zeittypisches so dermaßen zu überzeichnen, dass man drüber schmunzeln kann ohne das Gefühl zu haben, der Film sei unrealistisch.
Und nun viel Spaß damit, den Duden einzubauen....
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