Aus der Abteilung: Ist Geiz wirklich geil bzw. sind wir nicht alle etwas blöd?

Schnäppchenjagd um jeden Preis

Seit geraumer Zeit gilt es ja als besonders schick, Dinge und Gegenstände für den eigenen Luxus oder auch aus dem Bereich des täglichen Bedarfs für einen besonders schmalen Kurs einzukaufen. Man beweist damit seiner Umwelt, dass man mitgedacht hat, ja, man gilt als Sehender unter Blinden, wenn man erfolgreich ein Schnäppchen nach langer Jagd erlegt und zur Strecke gebracht hat. Aber lohnt es sich eigentlich immer, dem günstigen Preis nachzujagen?

Die Globalisierung und das mittlerweile allgegenwärtige Internet mit seinen Preisvergleichseiten bzw. Suchmaschinen erleichtert es dem Käufer, Preise zu vergleichen. Aber auch schon vor 10 Jahren war es gang und gäbe, als ich noch im Einzelhandel tätig war, dass Menschen zu mir kamen, sich von mir beraten ließen, sich Preise notierten - um dann zum "Ich-bin-doch-nicht-blöd"-Markt o.ä. zu fahren und dort das empfohlene Gerät zu kaufen. Ärgerlich, aber sowas kann ich auch unter dem Gesichtspunkt abhaken, dass ich offensichtlich diesen Interessenten nicht zu meinem Kunden machen konnte, da er möglicherweise keinen Wert auf "After-Sales-Service" legte, oder z.B. auch selber in der Lage war, einen Videorecorder anzuschließen und in Betrieb zu nehmen. Gut, ja, man weiß, dass Wissen Macht bedeutet - in diesem Fall eben diese Macht, eine Dienstleistung nicht bezahlen zu müssen, wenn man sie nicht benötigt.

Ich kenne das ja selber von mir:
Als ich die entsprechenden Teile zusammen gekauft habe, um die Vorderachse bei meinem Dickschiff zu überholen, habe ich natürlich auch geschaut, wo ich die diversen Teile am günstigsten herbekomme. Leider hatte in diesem Fall die Geschichte einen Haken:

a) Zwei der vier Gummimetalllager ließen sich nicht einpressen, so dass ich doch wieder die "echten" von Audi nehmen musste. Auf meine Reklamation hin bekam ich nur die lapidare Auskunft, ich habe wohl einen Fehler beim Einbau gemacht bzw. nicht adäquates Werkzeug verwendet. Hmmm, OK, gerade WEIL ich kein Werkzeug zum Einppressen habe, bin ich ja zu meinem Freundlichen gegangen, damit die das machen - ergo habe ich insgesamt nicht vier, sondern sechs Gummimetalllager gekauft, von denen zwei im Wert von zusammen 15 Euro direkt in die Tonne gewandert sind. Wenn ich DAS nun zurückrechne, hätte ich auch gleich alle vier von Audi kaufen können ...

b) Bei meinem Teilelieferant gab's leider nur noch eine Seite der Spurstange, dafür aber für unschlagbar günstige 30,-   inkl. Märchensteuer. Wenn DAS nix ist ... - bei meinem Nachbarn, der ein Autoteilezubehörladengeschäft u.a. sein eigen nennt, habe ich für die andere immerhin rund 70,-   bezahlen müssen. Gut, das ist immer noch unter dem Preis von Audi, aber mehr als doppelt so "teuer" wie die vom Versender. Einbauen ließen sich die Teile gut, auch einstellen etc. und auf den ersten Blick machte die günstige Spurstange auch einen guten Eindruck. Wie gesagt, auf den ERSTEN Blick! Nach ca. drei Monaten fällt mein Blick, als ich auf mein Auto zugehe, seitlich über dem Rad auf eben besagte Spurstange - und sie bereits vollkommen mit Rost überzogen! Da bin ich doch mal gespannt, wie lange der Kugelkopf am Außengelenk mitmacht bzw. ob er dieses Jahr oder erst nächstes Jahr Spiel aufweist.

Das sind nicht meine ersten Erfahrungen, die ich mit besonders günstigen Dingen gemacht habe. Mir drängt sich nur langsam aber sicher der Eindruck auf, dass billig tatsächlich manchmal zu teuer ist. Damit meine ich nicht Dinge, bei denen ich genau weiß, was ich will, die Spezifikationen genau kenne und tatsächlich "nur" noch einen günstigen Lieferanten suche. Damit meine ich genau DIE Dinge, die günstig erscheinen, aber sich in Wirklichkeit als Katastrophe herausstellen, die man besser da gelassen hätte, wo sie hingehören:

Vor der Produktion in den Müll.

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